14.3.2013

Optionless Featureness

Es ist immer wieder ein Gräuel, eine Anwendung zu sehen, die mit Funktionalität prallt und im Endeffekt unübersichtlich wirkt. Statt gutem Design ist es ein Werk der Mittelmäßigkeit.

Alle Vorteile auf einen Blick

Das Mantra von Werbe-Managern. Soll das Produkt mich nicht einfach glücklich machen? Warum muss ich in vielen detaillierten Stichpunkten überzeugt werden?

Ins Detail zu gehen ist immer der nächste Schritt, wenn mein Interesse geweckt wurde. Wenn mir was wichtig ist, bin ich auch bereit, eine Ebene tiefer zu gehen und über Details nachzudenken. So ist es auch bei den Features: ich brauche sie nicht immer und überall. Ich brauche bestimmte Features zu bestimmten Zeiten. Nämlich, wenn ich bestimmte Schritte einer Aufgabe erledige.

Braucht man den Button? Muss eine Benutzeraufforderung an der Stelle erfolgen? Ist der Hinweis notwendig? Müssen alle Funktionen die ganze Zeit sichtbar sein?

Wir haben mittlerweile zu jeder erdenklichen Aufgabe eine Vielzahl an Lösungen. Es gibt viele Word-Programme, noch mehr Bookmark-Sites, endlose Photo-Apps. Jedes Produkt versucht eine Nische zu erschließen und eine bestimmte, besondere Funktionalität zu bieten, welche nicht überfordert und gleichzeitig genau das tut, was Nutzer haben wollten.

Klar, nicht jedes Produkt soll ein Hammer sein. Schweizer Taschenmesser ist ein Multifunktions-Tool. Ein Auto ist voller Technologien, die nicht nur dem Fahren dienen. Benutzeroberflächen haben vielzählige Werkzeuge und Funktionen. Es ist nicht immer das Ziel, nur ein Feature perfekt umzusetzen.

Aber immer und überall gilt: was ist die geringste Menge an Material, Zeit, Arbeit, Funktionalität, die zur Bewältigung einer Aufgabe benötigt wird?

Das gleiche gilt für beliebigen Arbeitsprozess und den Alltag. Braucht man ständig neue Editoren, Todo-Tools und Agile Arbeitsmethodiken auszuprobieren? Vier verschiedene Kartoffelschäler? Brauche ich zwei volle Koffer beim Reisen?

Der Überfluss und Drang aufzustocken ist oft eine geschickte Ablenkung des inneren Schweinehunds von der eigentlichen Aufgabe: etwas designen, ein Produkt herstellen, eine Aufgabe erledigen, ein Buch schreiben, Kuchen backen und alles sonst, was längst hätte getan werden müssen.

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