20.5.2014

Der Bauer und der Gärtner

Was ist der Unterschied zwischen einem Bauer und an meinem Gärtner?

Der Unterschied ist in etwa so wie der zwischen einem Hobby und einem Geschäft.

Ein Bauer beackert ein Feld. Er setzt Mengen an Gemüse und Obst in die Erde und braucht viel Kraft um das Ganze zu verarbeiten. Es dauert lange das Feld zu pflegen, es ist mühselig das Ganze zu ernten. Er braucht Hilfskräfte. Er braucht Maschinen.

Er muss früh am Tage aufstehen um die gesamte Arbeit zu tun, er braucht professionelles Werkzeug, muss effizient sein. Muss kostensparend denken, denn seine Ernte muss ihm Geld bringen. Schließlich arbeitet er wesentlich über Eigenbedarf hinaus.

Schließlich braucht ein Bauer einen Markt auf dem er seine Ware verkaufen kann. Wenn er seine Ware nicht verkauft, verdirbt sein Gut und ruiniert den Bauern. Er wird kein Geld für die nächste Aussaat haben. Keine Mittel für die Reparatur und Pflege seines Hofs.

Der Bauer arbeitet mit einem hohen Risiko, denn wenn er seine Ware nicht los wird, hat er viel Arbeit umsonst getan. Der Bauer arbeitet auch in erster Linie für andere Menschen. Er tut was er liebt. Für andere.

Was ist wenn der Bauer kein Risiko tragen möchte und lediglich sich auf dem Gebiet der Landwirtschaft ausprobieren will?

Dann wird er Gärtner.

Ein Gärtner ist ein Bauer zur Selbstverpflegung. Das Feld ist überschaubar, das meiste kann man allein oder mithilfe seiner Familie tun, die Ernte ist nicht zu groß als dass es wehtut wenn’s verdirbt. Der Gärtner ist genügsam. Es gibt keinen Druck, nach der Ernte das Gemüse auch noch loswerden zu müssen. Keinen Druck, vor Sonnenaufgang aufstehen zu müssen um rechtzeitig alles zu schaffen. Der Gärtner tut auch was er liebt. Für sich.

Ein Gärtner kann auch seine Ernte zu einem Wochenmarkt bringen und damit ein bisschen Geld verdienen. Er hat die Möglichkeit herauszufinden, ob seine Möhren und Kartoffeln auch anderen Menschen so gut schmecken wie ihm. Er bekommt die Chance, eine Rückmeldung von den Käufern zu bekommen. Doch profitabel wird das Geschäft nicht sein. Es ist einfach nicht genug Ware da, um getane Arbeit zu kompensieren. Für einen Profit müsste er ein größeres Feld mit Möhren bepflanzen, mehr Arbeit investieren.

Kurzum — er muss Bauer werden.

Dieser Kreislauf ist bestens auf das Geschäftsleben übertragbar. Wer etwas vorrangig für sich tut, ist der Gärtner auf seinem Gebiet. Sobald man sich auf ein größeres Feld traut, wird man ein Bauer. Das höhere Risiko ist unvermeidbar, wie auch die Suche nach einer Kundschaft. Den Bedarf, also die Kundschaft, kann man bereits als ein kleiner Gärtner feststellen.

Wenn man aber erst ein Feld pachtet, Maschinen kauft, aussät, erntet und erst dann sich mit der Nachfrage beschäftigt – der wird nach erstem Jahr wieder Gärtner. Nur ärmer.

Wer also ambitioniert ist, jemanden mit seiner Leidenschaft zu erreichen, sollte vor allem herausfinden wer dieser jemand ist.

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